Du hast es vielleicht schon hundertmal gehört oder selbst gefragt: "Was ist LARP eigentlich?" Aber eine ebenso ehrliche und bedeutende Frage ist: WARUM LARP? Warum tun sich Menschen das an? Warum fahren sie stundenlang zu entlegenen Zeltplätzen, bauen Lager auf, nähen Gewandungen, lesen Regelwerke, schlüpfen in Rollen, schreien im Wald oder flüstern vor einem Ritualkreis?
Weil dieser gesamte Mix aus rauskommen, Immersion, Toleranz, sozial-Event, Mittelalter oder SciFi Hobby seinesgleichen sucht... Und das, was da ruft, ist kein einzelner Grund – es ist ein Feld aus hunderten kleinen Impulsen, was nur an einem Ort zusammenkommt: beim, vorm und nach dem LARP.
Manche kommen aus dem Gaming. Sie lieben Rollenspiele, komplexe Welten, Narrative, Geschichten – und plötzlich gibt es da eine Möglichkeit, das alles nicht nur mit der Maus zu klicken, sondern mit dem eigenen Körper zu erleben.
Andere kommen wegen der Immersion. Wegen dieser magischen Sekunden, in denen du vergessen hast, dass es ein Spiel ist – und du wirklich geglaubt hast, du wärst ein Barde, ein Mutant, ein Kommandant, ein Dorfkind, der Kampf gegen die Riesenkäfer.
Viele bleiben, weil sie das Lagerleben lieben. Zelte. Feuer. Grillen. Zusammenleben in einer kleinen Parallelwelt, für ein Wochenende – oder eine Woche – in der die Regeln andere sind.
Einige kommen wegen der Freundschaft. Weil sie dort Menschen treffen, die sie verstehen. Weil sie dort sie selbst sein dürfen, in all ihrer Komplexität.
Und dann gibt es die Nerf-Modder. Die Waffenbauer. Die Bastler. Die Geschichtenerzähler. Die Musiker. Die Tänzer. Die Träumer. Die Kinder mit ihren Eltern. Die Eltern mit ihren inneren Kindern. Die Jugendgruppen. Die Sozialarbeiter. Die Historiker. Die Science-Fiction-Fans. Die Krimi-Liebhaber. Die Fallout-Nerds. Die Cyberpunk-Visionäre.
Manche wollen kämpfen. Manche wollen reden. Manche wollen verlieren. Manche wollen heilen. Manche sind Schauspieler.
Und das alles darf und soll nebeneinander existieren.
Denn LARP ist keine Linie. LARP ist ein Netz. LARP ist besonders. Und viele Menschen lieben das LARP einfach…
Für Menschen, die vieles gleichzeitig sind. Oder sein wollen. Oder noch nicht wissen, wer sie sind, aber schon mal einen Charakter spielen können, der ihnen dabei hilft.
Für Menschen, die sich in der echten Welt zu still fühlen. Zu laut. Zu viel. Zu wenig. Für Menschen mit Masken – die endlich selbst entscheiden wollen, wann sie sie abnehmen.
Für Menschen, die Ordnung im Chaos finden. Oder Chaos in der Ordnung. Für Menschen, die tiefer wollen, ohne alles zerdenken zu müssen. Für Menschen, die sich trauen, zu fühlen – auch wenn es nur "Spiel" ist.
Für Menschen, die diese kreative Wut in sich Tragen, Nerds, Fans und alle diese lieben Menschen, die ich hier unmöglich aufzählen kann.
Es tut gut. Ohne Anspruch darauf, dass es jedes Mal perfekt gelingen muss. Es verbindet. Ohne Zwang zur Nähe. Es erfindet. Ohne Ergebnisdruck. Es erlaubt. Ohne zu verurteilen. Es macht verdammt viel Spaß.
Und manchmal – ganz plötzlich – bringt es genau den Moment hervor, von dem du dachtest, du würdest ihn nie erleben: Du kommst müde zurück. Verkratzt, verschwitzt, mit zu wenig Schlaf. Du hast Rost von der Kettenhaube im Gesicht und Ruß hinter den Ohren, aber der Scheiß war ECHT! Menschlich, ursprünglich echt. Und am nächsten Morgen wachst du auf und denkst sofort an das nächste Ding, was du planst. Jetzt baue ich endlich das Geschütz, dann suchst du das Lied, was sie am Samstag Abend gesungen haben, dann hast du noch ein Bier übrig und setzt dich im Sommer auf deinen Balkon und trinkst es mit deiner Freundin, die du auf dem LARP kennengelernt hast… du machst deine LARP-Bilder noch schnell fertig und schickst sie Sonntagabend noch rum, obwohl du umfällst vor Müdigkeit, weil die anderen unfassbar heiß auf diese Bilder sind… du musst unbedingt der Orga noch eine Dankesmail schicken, auf der Stelle, JETZT, heuet Abend!…
Ich wette, es gibt 100.000 solcher Geschichten. Etwas in dir ist leicht geworden. Etwas in dir weiß wieder, wie es sich anfühlt, echt zu sein. Du bist müde und angestrengt und hast Energie bekommen.
Das ist LARP. Das. Für mich zumindest.
Weil es der Ort ist, an dem vieles plötzlich genau richtig ist, menschlich. Weil dort alles schwingen darf – Chaos, Sinn, Stille, Klang, Kampf, Umarmung. Weil dort Menschen mit all ihren Widersprüchen nicht sortiert, sondern willkommen sind.
Weil dort „Magie“ in der Luft liegt – als tiefe Akzeptanz, als Inspiration, als Toleranz, als Vielfalt, als Ideenreichtum, als Idealismus, Liebe zum Detail, als etwas Besonderes. LARP ist etwas Besonderes, was manchen von uns verdammt gut tut.
Quellen: Bilder in diesem Artikel teilweise generiert mit KI