Der "verrückte Alchemist" funktioniert für mich aus einem Grund so perfekt: Die Rolle ist so gebaut, dass sie immer etwas zu tun hat. Nicht dass ich sonst Langeweile im LARP hätte, aber dieser Charakter gibt einem immer einen Grund Intime zu sein, angespielt zu werden und Immersion zu produzieren. Das ist für mich als introvertierten Spieler ideal, ich bin eher nicht so die LARP-Rampensau würde ich sagen :-)
Der Plan für das nächste LARP ist ganz klar: Mein Alchemist soll niemals untätig sein. Während andere Leute miteinander reden, Pläne schmieden oder Kämpfe bestreiten, sitze ich zwischendurch auch mal im Lager, wühle in meinen Taschen nach irgendwelchen Kleinteilen, schnitze an Speckstein-Amuletten oder versuche, ein Blasrohr zusammenzubauen, in das ich NERF-Bolzen stopfe und das teste.
Wenn man schon einen Alchemisten spielt, dann richtig. Meine Meinung zumindest :-)
Übertriebene, absolut verrückte Konstruktionen: Ein Kessel, der immer raucht und brodelt, weil ich irgendeinen Quatsch reinwerfe – fertig ist der Effekt. Oder eine Polsterwaffe, die aussieht, als hätte jemand versucht, acht Armbrüste auf einmal zu kombinieren.
Ich will das permanente Basteln zum Kern meines Alchemisten machen. Mein Alchemist wird nie zufrieden sein mit dem, was er gerade hat. Irgendwas wird immer kaputt, veraltet oder einfach nicht abgefahren genug sein.
Mein Alchemist lebt durch das, was er macht, nicht durch das, was er sagt. Wenn Leute auf mich zukommen, dann, weil sie sehen, dass da jemand ist, der in seiner eigenen Welt steckt, ständig an irgendwas rumschraubt oder versucht, das nächste völlig absurde Gerät zusammenzubauen.
Wenn ich mir ein Charakterkonzept überlege, geht es mir vor allem darum, etwas zu finden, das mich wirklich dauerhaft beschäftigt und auch einen echten Mehrwert bietet – sowohl für mich als auch für andere. Es geht mir nicht darum, einfach nur eine Rolle aufzusetzen oder irgendeine Figur zu spielen. Vielmehr will ich etwas erschaffen, das sich echt anfühlt und mich so stark einnimmt, dass ich komplett darin aufgehen kann.
Dabei ist für mich dieser Dreiklang wichtig: Selbstbeschäftigung, Spielatmosphäre und Charakterspiel.
Ich will mir nicht einfach nur irgendwas ausdenken, sondern eine Figur gestalten, die mir ermöglicht, ständig etwas zu tun zu haben. Das ist für mich als introvertierter Spieler ideal – ich muss nicht darauf warten, dass andere mich anspielen oder mir irgendetwas abverlangen. Stattdessen kann ich in meinem eigenen Ding aufgehen, an Apparaturen basteln, Tränke mixen, Amulette schnitzen oder einfach nur mit meinen Konstruktionen herumspielen.
Dieser Aspekt ist mir besonders wichtig, weil ich dadurch nicht nur etwas fürs Spiel erschaffe, sondern auch wirklich handwerklich und kreativ tätig bin. Es ist nichts Aufgesetztes, sondern echtes Tun, und genau das gibt mir das Gefühl, wirklich präsent zu sein.
Gleichzeitig geht es mir darum, eine Atmosphäre zu erzeugen, die auch für andere faszinierend ist. Ich will nicht nur für mich selbst basteln, sondern mit meinem Charakter eine Art Mikrokosmos aufbauen, der wie ein Magnet auf andere wirkt. Der Kessel, der qualmt, die Apparaturen, die völlig übertrieben konstruiert sind – das alles soll eine Umgebung schaffen, in der Leute neugierig werden und von alleine auf mich zukommen. Die materielle Darstellung ist natürlich immer eine Aufwandsfrage.
Ich liebe es auf alle Fälle, wenn mein Basteln nicht nur Selbstbeschäftigung ist, sondern gleichzeitig Spielangebote produziert. Es ist dieser Mix aus Beschäftigung und Einladung: Ich tue etwas für mich, aber es bleibt nie nur bei mir. Ich persönlich bin aber auch total der Bastler.
Am Ende soll auch das Charakterspiel selbst nicht untergehen. Es geht nicht nur darum, Dinge zu basteln, sondern auch darum, dass diese Figur eine Persönlichkeit hat, die lebendig wird. Meine Konstruktionen sind Ausdruck von etwas Größerem: Einem Charakter, der immer weitermacht, nie zufrieden ist und immer wieder neue, absurde Ideen hat.
Ich versuche immer, diese Aspekte miteinander zu verbinden: Das Basteln ist Teil des Charakters, und der Charakter ist das, was das Basteln lebendig macht. Wenn ich etwas herstelle, dann nicht nur, weil es cool aussieht, sondern weil es für die Figur Sinn ergibt. So gesehen kann man auch sagen, dass ich den Charakter auch laufend weiterentwickle, eine Art Kunstwerk in sich.
Quellen: Bilder in diesem Artikel teilweise generiert mit KI